Friede, Freude, Eierkuchen

Los geht’s allerdings mit einer kleinen Panne:
Im Handout, das alle wichtigen Unterlagen zu der Mitgliederversammlung enthalten soll, stehen plötzlich u. a. eine Änderung der Beitragsordnung und Wahlen zum Ehrenrat auf der Tagesordnung – diese waren jedoch weder in der offiziellen Einladung noch dem auf der Homepage abrufbaren Ablaufplan enthalten und könn(t)en daher nicht wirksam abgestimmt werden. Des Rätsels Lösung schweigt sich jedoch rum und wird später von Versammlungsleiter Clemens Tönnies offiziell bestätigt: Kleiner Druckfehler, irrtümlich wurde die Tagesordnung der 2017er Versammlung erneut veröffentlicht.

Die wie jedes Jahr in einen edlen blauen Versammlungsraum verwandelte Arena füllt sich langsamer als in den Vorjahren, aber stetig. Rund 9.320 Mitglieder werden es am Ende sein. Und diese erleben zunächst einen großen Aufmarsch auf der Bühne: Nahezu die gesamte Traditionsmannschaft und einige weitere Schalker Legenden sind angetreten, um die Vereinsmitglieder, die dem Verein seit 25 Jahren die Treue halten, schon vor Beginn mit der silbernen Ehrennadel auszuzeichnen. Nach der pünktlichen offiziellen Eröffnung geht es dann mit den „Goldenen“ weiter: 15 Mitglieder können sogar auf 50 Jahre ununterbrochene Mitgliedschaft beim geilsten Club der Welt zurückblicken, das ist gelebtes „Blau und Weiß ein Leben lang“. Satten Applaus und blau-weiße Blumensträuße bekommen alle, für einen Herrn mit dem Nachnamen Schalke („der konnte ja gar nicht anders!!!“) gibt’s Extra-Beifall.

Auch die erfolgreiche Nachwuchs-Läuferin Lea Kruse, die in die Oberliga aufgestiegenen Handballer, das demnächst in der Pro A-Serie antretende Basketball-Team und (wegen wohlverdienten Urlaubs in Abwesenheit) die A-Junioren bekommen die silberne Verdienstnadel verliehen. 

Zum Gedenken an die im Vorjahr verstorbenen Vereinsmitglieder erheben sich alle von ihren Plätzen. Die Vielzahl der Namen, die zu einer getragenen Piano-Version von „Königsblauer S 04“ über die Riesenleinwand laufen, löst einen deutlichen Kloß im Hals aus, schließlich wissen alle: Irgendwann tauche ich da auch auf… Einige bekannte Schalker werden dazu mit Bild etwas näher vorgestellt, darunter die viel zu jung verstorbenen Ultras Fabian und Milan ebenso wie ganz langjährige Schalker.

Satzungsänderungen gehen glatt durch

Die zugelassenen Satzungsänderungsanträge, ohnehin eher klarstellender Natur, gehen nach kurzer Erläuterung durch Antragsteller Dr. Robin Lengelsen vollkommen unproblematisch mit deutlicher Mehrheit per Handzeichen durch. Der nicht zugelassene Antrag, dass sich amtierende Aufsichtsräte grundsätzlich zur Wiederwahl stellen dürfen, wird einvernehmlich nicht behandelt.

Im Wahlausschuss: Stefan Schorlemmer und Dennis Steckel
Die vier Kandidaten für die zwei freiwerdenden Plätze im Wahlausschuss stellen sich mit einer kurzen Rede vor. Pfiffe aus dem Auditorium kassiert Kloßek, weil er auf alles Mögliche, aber nicht den Wahlausschuss eingeht. Das Ergebnis ist dann auch deutlich: Stefan Schorlemmer 6.085 Stimmen, Dennis Steckel 5.649 Stimmen, Astrid Erlebach 2.441 Stimmen und Michael Kloßek 265 Stimmen.

„Wenn einer noch aufstehn kann, kann er auch ins Stadion gehen!“ (Dennis Steckel)

Im Aufsichtsrat: Huub Stevens und Moritz Dörnemann
Nächster TOP sind die Wahlen zum Aufsichtsrat. Clemens Tönnies dankt den scheidenden Mitgliedern Thomas Wiese und Dr. Andreas Horn, mit dem er sich im vergangenen Jahr eine beispiellose Schlammschlacht einschließlich Suspendierung und Gerichtsverfahren geliefert hat, kurz und knapp für die geleistete Arbeit, dann wird nach vorne geblickt.

Ilona Caroli, als erste Frau für die Wahl zum Aufsichtsrat auf der Bühne, liefert eine sympathische, aber insbesondere im Vergleich zu ihren sonstigen fulminanten Redebeiträgen eher verhaltene Rede. Youngster Dörnemann hat direkt zu Beginn die Lacher auf seiner Seite:

„Ich freue mich, dass auf der Mitgliederversammlung des Vizemeisters mehr Teilnehmer sind als bei der Meisterfeier der Bayern!“ (Moritz Dörnemann)und punktet durch klaren Aufbau und klare Ansagen. Huub Stevens macht es kurz – „Sie kennen mich!“ – und stellt klar, dass seine Kompetenzen, Erfahrungen und Netzwerke sich deutlich von der aller anderen AR-Mitglieder unterscheiden.

„Ich habe seit 1996 eine besondere Beziehung zu Schalke. Aber die Vergangenheit ist nicht wichtig, sondern die Zukunft!“ (Huub Stevens)

Thomas Wiese betont, dass der Aufsichtsrat mittlerweile besser aufgestellt sei als bei seinem ersten Amtsantritt vor drei Jahren und möchte das bisher gemeinsam Geleistete gerne ausbauen und fortsetzen.

Das Wahlergebnis: Die meisten Stimmen hat mit 6.529 (erwartungsgemäß) „Jahrhunderttrainer“ Huub Stevens bekommen, mit 4.379 Stimmen folgt ihm Moritz Dörnemann in den Aufsichtsrat. Wiese (3.327 Stimmen) und Caroli (850 Stimmen) erweisen sich als gute Verlierer und gratulieren als Erste, bevor beide strahlend auf dem Podium die Wahl annehmen.

Als erstes geht Finanzvorstand Peter Peters in die Bütt – und getreu der Einleitung
„Mein Vater hat immer gesagt, über Geld spricht man nicht!“ (Peter Peters) bemüht er sich, das Thema möglichst flott vom Millionenverlust des vergangenen Jahres auf die glorreiche Zukunft und das Bauprojekt Berger Feld zu lenken. Interessant: Für 2018 ist aufgrund der CL-Qualifikation in den Grafiken schon wieder ein Gewinn von 20 Millionen Euro eingepreist. Und die Arena wird 2019 endgültig abbezahlt sein! Applaus gibt’s auch für „Schalke ist und bleibt der Herr im eigenen Haus!“ mit einer klaren Absage an Rechteverkäufe.

Ihm folgt Marketingvorstand Alexander Jobst, der sichtlich blendend aufgelegt auf die prima Stellung von Schalke im europäischen Vergleich hinweist
„Wir stehen auf Platz 14 der wertvollsten Vereine in Europa – und wer weiß, was die Spanier alles hinzurechnen!“ (Alexander Jobst)und betont, dass Schalke dauerhaft „sportlich, wirtschaftlich und emotional zu den Top-Clubs in Europa gehören“ möchte. Das Wichtigste aber seien die Mitglieder.

Geschickt gemacht: In einem Einspielfilm „weil Fußball!“ blitzen ganz kurz auch die neuen, stark an den klassischen Schalker Leibchen der Vergangenheit orientierten schnörkellosen Trikots des neuen Ausstatters umbro auf, eine ausführliche Präsentation ist noch nicht möglich, weil Schalke bis Ende des Monats noch an den langjährigen Ausrüster adidas gebunden ist. Jobsts Fazit

„Ich bin jetzt 6 Jahre auf Schalke, noch nie hat es mich so gepackt, gerüttelt und geschüttelt! Danke an Domenico und die ganze Mannschaft für die Rückkehr der Leidenschaft!“ (Alexander Jobst) ist mehrheitsfähig. Auch mit einem Einspieler vom letzten Jahr, in dem er Heidel bittet, der Marketingabteilung mit besseren sportlichen Ergebnissen das Leben zu erleichtern – „GEHT DOCH, lieber Christian!“ – erntet er Lachen und Applaus.

„Noch nie ist ein Trainer gleich in seinem ersten Bundesligajahr zum Trainer der Saison gewählt worden!“ (Christian Heidel)gehen noch etwas unter, weil sich der Saal über sein süßes Töchterchen amüsiert, das im Schalke-Trikot vor der Bühne tanzt und ihren Papa anhimmelt. Doch dann legt er nach: Vertragsverlängerung mit Ralle Fährmann bis 2022, dasselbe mit Matija Nastasic! Langanhaltender Applaus, auch wenn der eine oder andere noch auf einen weiteren „Kracher“ gehofft hatte.

„Es gibt bessere Einzelspieler, aber ich bin felsenfest davon überzeugt: Es gibt kein besseres Team!“ (Christian Heidel)seien auch die bisherigen Neuverpflichtungen Uth, Sané, Serdar und Skrzybski danach ausgewählt worden, dass sie charakterlich gut zur Mannschaft passen und darauf brennen, für Schalke zu spielen. Kampfansagen an Bayern gibt’s nicht „denn dafür gibt es keine Punkte. Wir quatschen nicht, wir arbeiten weiter hart und wir werden liefern!“

Auch Tönnies ist sichtlich entspannt und blickt auf seine Aufforderung des Vorjahrs („lasst uns einen Angriff starten!“) zurück: „Hat doch hervorragend funktioniert!“ Der Aufsichtsrat hat zudem beschlossen, wegen toller Arbeit den Vertrag von Jobst bis 2024 zu verlängern – der so Geadelte guckt verdutzt, strahlt dann aber. Dann stimmt Tönnies grinsend „die Nummer 1 im Pott sind wir!“ an.

Ansonsten gibt es jede Menge Lob für Tedesco
„Domenico, Du bist was ganz Besonderes!“ (Clemens Tönnies) und Elgert und einen weiteren Film, wie toll das „Tor auf Schalke“ werden soll, wenn’s feddich ist.

Passend zur guten Stimmung gibt es vergleichsweise wenig Wortmeldungen, die neben berechtigten Anliegen – Erhalt des Büdchens am Trainingsplatz und Plätze mit besserer Sicht für die Rollstuhlfahrer – auch Kuriositäten wie „Traditionsschänder“-Vorwürfe an Heidel („Ihr habt Höwedes mit einer Intrige rausgeekelt!“ – Pfiffe aus dem Publikum) und „Toiletten für die Tausend-Freunde-Mauer!“ bieten. Und jährlich grüßt das Murmeltier in Gestalt von Peter Wendt, der mit einem dicken Manuskript die Bühne entert

„Peter Wendt ist seit 35 Jahren Mitglied. Wir hören gerade seine 35. Rede … vorsichtig geschätzt.“ (Blogger Torsten Wieland auf twitter)
und wie immer viel redet und wenig sagt. Als er trotz deutlicher Überschreitung der Redezeit und gellendem Pfeifkonzert einfach weitermacht, platzt einer jungen Dame der Kragen und sie zerrt den Verdutzten kurzerhand von Bühne und Rednerpult, der Saal tobt. Der letzte Beitrag ist dann wieder vernünftig: Warum die U 19 Spiele bis zur Fertigstellung des Jugend- und Amateurstadions nicht in der Arena ausgetragen würden, statt dort Darts oder ähnliches abzuhalten? Heidel gibt die Antwort: Weil die externen Veranstaltungen dem Geld bringen, während Spiele vor weniger als 10.000 Zuschauern ein dickes Verlustgeschäft sind.

Nach rekordverdächtigen dreieinhalb Stunden – man muss sehr lange zurückgehen, um eine ähnlich „kurze“ Mitgliederversammlung zu finden – erntet Tönnies einen fetten Lacher, als er Ehrenpräsident Gerd Rehberg versehentlich als „Gerhard Schröder“ ankündigt. Dieser nimmt es gelassen („wir sind beide Sozialdemokraten!“), findet aber die grellorangene Abstimmungskarte gelb. Ausgerechnet gelb. Die Entlastungen werden trotzdem nahezu einstimmig durch gewunken.

 

Dann ertönt vielstimmig das Vereinslied. Und es gibt Freibier. Und alle haben sich lieb – Glückauf!

 

 

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